Reset in der Einsamkeit
Kennst du diese Momente, wenn dich tiefer innerer Friede und Zufriedenheit erfüllt? Wenn du kreativ und im Flow bist? Wenn du das Gefühl hast, dass nichts und niemand von außen deinen inneren Palast erschüttern kann?
Ich bin mit meinen Gedanken oft in der Vergangenheit und in der Zukunft unterwegs. Das hilft mir nicht und ich glaube, dass ich damit nicht allein bin.
Warum ich diesen Beitrag schreibe
Im Herbst vergangenen Jahres machte ich eine Reise, die in einer Kleinstadt in Norwegen endete; so weit im Norden, dass ich näher am Nordpol als an Oslo war. Obwohl es erst Anfang November war, hatten wir nur wenige Stunden Tageslicht und nahezu keine Möglichkeit für Unternehmungen.
Ich war sprichwörtlich am Po der Welt (und wenn nicht, so war der auf jeden Fall nicht weit weg), auf der Straße kaum ein Mensch. Der Schnee zwang uns förmlich zur Ruhe und die lange Dunkelheit ebenso.
In diesen 24 Stunden habe ich etwas Faszinierendes erlebt:
In dieser Zeit, in meinem warmen, gemütlichen, minimalistischen Hotelzimmer war ich enorm produktiv, ich war regelrecht im Dauer-Flow.
Ich wurde von einer tiefen Ruhe und Zufriedenheit an diesem Ort erfüllt. Ich war vollkommen bei mir, verzichtete auf Essen und hätte meine Reise zu diesem Zeitpunkt gerne verlängert.
Dieses Gefühl kam aus meinem Inneren, es war keine Person da, kein Vorkommnis, das diese Zufriedenheit und dieses Glück in mir auslöste. Das war nur ich.
Und ich glaube, dass jeder von uns diesen Schatz in sich trägt! Zu jeder Zeit. Du benötigst kein Essen, keine Unterhaltung, keine anderen Menschen, um glücklich zu sein.
Du brauchst nur dich selbst! (Minimalismus hilft!)
Warum schaffen wir das nicht in unserem Alltag? Ich habe mir Gedanken gemacht, welche Gedanken uns sabotieren:
1. Wir sehen zu oft zurück
Vergangenheit ist wichtig, denn sie lehrt uns vieles.
Doch die meisten von uns leben ihr Leben zu intensiv in dieser Vergangenheit. Sie leben und erleben das Erlebte wieder und wieder.
Wir bereuen, weisen Schuld zu und wünschen uns, den ein oder anderen Fehler besser nicht begangen zu haben.
Damit sabotieren wir uns und setzen uns herab. Und das immer und immer wieder.
Reicht es nicht, dass wir das, was wir erlebt haben, hinter uns haben? Müssen wir uns wiederholt diesen Momenten aussetzen? Wir können die Vergangenheit nicht verändern. Aber wir können aus ihr lernen. Dafür brauchen wir sie nicht immer wieder aufleben lassen.
Genau das ist es, was uns daran hindert, Frieden zu finden.
2. Planen, organisieren, optimieren
Wenn ich so zurückdenke, dann muss ich zugeben, dass ich (verdammt viel!) Zeit damit verbracht habe, mir über die Zukunft Gedanken zu machen oder mich ihretwegen zu sorgen.
Rückblickend sind keine meiner Sorgen jemals wahr geworden. Warum habe ich daraus nicht gelernt? Warum lasse ich mich von politischen und äußeren Zuständen immer wieder aus der Ruhe bringen, obwohl mich meine eigene Vergangenheit und meine eigenen Erfahrungen doch gelehrt haben, dass es keinen Grund dafür gibt?
Ich halte es für wichtig und sinnvoll, sich Ziele zu setzen und darüber nachzudenken, wie man sich auf Hürden vorbereiten kann.
Aber in die „Was-wäre-wenn-Falle“ zu tappen, ist das Schlimmste, was einer Seele und einem Geist passieren kann. Daraus dürfen wir uns befreien.
3. Ablenkung und Ausreden – anstatt den Moment zu nutzen
Wartest du auch, dass etwas passiert, was dich glücklich macht?
Hast du dich schon einmal in deinem Leben aktiv dafür entschieden, (bedingungslos) glücklich zu sein? (Ohne dass dies an eine Bedingung geknüpft ist?)
Wir hüpfen von den Fehlern der Vergangenheit gedanklich in die Sorgen der Zukunft.
Ich hatte jahrelang das Thema, dass ich versucht habe, meine Vergangenheit zu analysieren und aus Fehlern zu lernen und meine Zukunft zu planen. Das hat mich wertvolle Zeit gekostet.
Doch inzwischen habe ich gelernt: Ich nehme mir jeden Tag vor, den Tag effektiv zu nutzen. Das war zu Beginn schwer, denn die Fokussierung und die Konzentration auf aktive Handlungen, um meine Pläne umzusetzen, war für mich neu und herausfordernd. Inzwischen ist es solch eine Routine, dass ich manchmal wünschte, ich könnte mich etwas bremsen.
Aber genau das ist es, was mich weiter bringt. Ich habe am eigenen Leib die Erfahrung gemacht (oder: machen müssen!), dass nur die Gegenwart mich weiter bringt: Die Entscheidungen, die ich in der Gegenwart treffe, stellen die Weichen für meine Zukunft.
Und indem ich neu handle, wiederhole ich meine Fehler aus der Vergangenheit nicht.
Die Konzentration auf das, was gerade jetzt ist, hilft. Durch Dankbarkeit und Freude an den kleinen Errungenschaften im Alltag, entdeckst du Glück, Ruhe und Zufriedenheit.
„Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist, mit dem zufrieden zu sein, was man im Augenblick ist und hat. Diese innere Zufriedenheit verändert Ihren Blick auf die Dinge, sodass Ihr Geist in Frieden verweilen kann.“
– Dalai Lama
Fazit:
Unsere Sorgen, egal ob wegen der Vergangenheit oder der Zukunft, sind meist vollkommen unbegründet.
Denn was war, das ist nicht mehr zu ändern.
Und was sein wird, darauf haben wir keinen Einfluss. Wir können nur lernen, darauf zu reagieren.
Das Einzige, was wir machen können, ist, die Gegenwart zu lieben, zu schätzen und willkommen zu heißen – und sie optimal für die Weichenstellung unserer Zukunft zu nutzen.
Denk daran: Du kannst sein und haben, was du willst.
Fast jeden Tag denke ich an die 24 Stunden in diesem Ort in Nord-Norwegen. Und hoffe, dass ich eines Tages bewusst dorthin zurückkehre, um mich aus dem Alltag zurückzuziehen. Um mich von Menschen zurückzuziehen, von meinen häuslichen Ablenkungen zurückzuziehen und vor allem: mich von meinen eigenen Gedanken (an die Vergangenheit und die Zukunft) zurückzuziehen.
Und in den Flow der Gegenwart eintauchen – ihn zu genießen und zu nutzen.
Von dem ich weiß, dass er mich dort erwartet.
Im Nichts.